Roadtrip durch Schottland

Auf Outlander Tour
Ich gestehe alles, ich oute mich, ich bin ein Fan der Serie "Outlander" ! Ich war schon von den Büchern auf denen die Serie basiert völlig fasziniert und warte nun wieder auf die nächste Staffel. Damit mir es nicht zu langweilig wird und weil ich sowieso gerade in Edinburgh bin schaue ich doch einfach mal rein - ins Land der McKenzie-Frasers..

Rosslyn Chapel

Mein erstes Ziel nachdem ich Edinburgh hinter mir gelassen habe ist die nahgelegene Rosslyn Chapel. Wer kennt sie nicht, die legendäre Szene aus Dan Browns "Da Vinci Code" wenn Robert Langdon sich von Sophie Neveu, geborene St. Clair verabschiedet nachdem er das Rätsel um den heiligen Gral gelöst hat.. Der Name St. Clair fand erstmals Erwähnung als die Wikinger 911 einen Friedensvertrag mit dem König von Frankreich schlossen. Abgeleitet davon wurde der schottische Clansname Sinclaire - die Anführer der Clans waren die Barone von Roslyn.. ein Zufall ? 

Die Kapelle (die laut dem ursprünglichen Plan um ein vielfaches größer werden sollte) ist kaum zu beschreiben oder auf Bildern zu zeigen. Ein unfassbares Bauwerk das seinen Besuchern mehr Fragen stellt als beantwortet. Ich bin beeindruckt von den unglaublichen Arbeiten der Steinmetze, von den Legenden die sich um die Kirche ranken und den Mysterien die sie umgeben. 

Rosslyn Chapel

Da finden sich Dartellungen von Pflanzen, die man im 15. Jahrhundert in Europa noch garnicht kannte.. über einhundert Abbilder von heidnischen "grünen Männern", gleich neben der Jungfrau mit dem heiligen Kind. Bezug zu den Tempelrittern findet sich in vielen Abbildungen und über alldem der in die Kapellendecke gemeißelte Blumen- und Sternenhimmel. Hier hat sich Sir William St. Clair, der elfte Baron von Rosslyn wahrhaftig ein Denkmal gesetzt !

Ein Gedicht von schottlands berühmtesten Dichter Sir Walter Scott bezieht sich auf die Legende, nach der Rosslyn Chapel beim Tod eines Angehörigen der St. Clairs stets den Anschein hat, in lodernden Flammen zu stehen - sich aber immer am Morgen danach als unversehrt erweist.

Ich wäre gerne länger geblieben, in diesem mysteriösen Bauwerk, aber mein Tagelziel ist noch einige Kilometer entfernt.


Loch Lomond

In der ältesten Herberge Schottlands will ich heute übernachten - das "Drovers Inn" ist mein Ziel.

Über Sterling, an Glasgow weit vorbei und am Loch Lomond entlang sagt meine (zugegeben, wie so oft etwas unprofessionelle) Streckenplanung. Da ich ja fest davon überzeugt bin Schilder lesen zu können und auch kein Problem mit Linksverkehr habe, verzichte ich natürlich auf ein Navi und mache mich mehr oder weniger auf gut Glück auf den Weg in Richtung der Highlands. Eine knappe Stunde später irre ich über die gefühlt 20spurigen Stadtautobahnen Glasgows (wo ich auf gar keinen Fall hinfahren wollte) und bin nassgeschwitzt. Ein Schild in Richtung "The Trosachs National Park" rettet mich und ab da wird die Fahrt beschaulicher. 

Hübsch ist die Gegend hier.. aber noch bin ich nicht ganz so doll beeindruckt von der so vielgepriesenen schottischen Landschaft. 

Um so mehr von meiner Unterkunft für die kommende Nacht.. "Pub of the Year 1703 " steht auf dem Eingangsschild der Drovers Inn und das glaube ich aufs Wort ! 

Knarzende Treppen, ein ausgestopfter Bär am Empfang, mit Brettern vernagelte Fenster.. da rettet mich doch nur der angeschlossene verrauchte Pub, oder ? Das Essen ist gut, der Whiskey auch und ich schlafe wie ein Baby in der etwas unheimlichen Herberge.

In den Highlands

Die nächste Tagestour soll mich zum berühmten Loch Ness bringen. Meine Erwartungen ein Ungeheuer zu sehen sind nicht sehr groß aber so langsam verstehe ich warum die Schottland-Reisenden so begeistert von der Landschaft sind. Je näher ich den Highlands komme um so besser gefällt mir was ich sehe.. Wasserfälle, steinerne Brücken, grüne Hügel.. eine rauhe Gegend, die aber durchaus ihren Reiz hat.

Gewöhnungsbedürftig ist nach wie vor das Wetter und ich kann bestätigen das es kein Gerücht ist, das man in Schottland mindestens drei Jahreszeiten an einem Tag erleben kann. Ich ziehe mir innerhalb weniger Stunden mindestens drei mal eine Regenjacke über mein Shirt, werfe 10 Minuten später alles von mir weil die Sonne mich quasi kocht unter meiner Plastikpelle um kurz darauf einen Wollpulli über zu werfen weil es grade wieder frisch wird. Und das im August ! - was machen die Menschen hier zu einer wirklich unbeständigen Jahreszeit ?

Mit meinem nächsten Stop - Drumnadrochit am Loch Ness - habe ich mir wohl die touristische Hochburg Schottlands ausgesucht.
Loch Ness

Allzu viel sehe ich nicht von See und eventuell vorhandener Nessie denn.. es regnet, diesmal dauerhaft und in Strömen.

Auch das Örtchen kann man in etwa einer halben Stunde abhandeln denn es besteht hauptsächlich aus Unterkünften für Touristen und den unvermeidlichen Andenkenläden. Die, gleich zwei, um Touristen werbenden "Nessie-Museen" erspare ich mir beide und entscheide mich für ein Whiskey-Tasting im örtlichen Pub und so langsam erschliesst sich mir warum Selbiger als "Schottisches Lebenselixir" bezeichnet wird. Morgen werde ich den See "umfahren", mir Inverness anschauen und auf dem Culloden Battlefield auf den Spuren von Jamie Faser wandeln.


Culloden

Hier ist er mir jetzt fast ein bisschen willkommen, der Wind und der feuchte Nebel, der über dem Moor liegt. Wenn man ehrlich ist, gibt es eigendlich nicht viel zu sehen auf einem bald 300 Jahre alten Schlachtfeld aber mit meinen "Outlander-Bildern" im Kopf kann ich fast den Pulverdampf riechen und Kanonendonner hören. 

Den Eintritt (11 Pfund !) in das Besucherzentrum spare ich mir ebenso wie die begleitete Tour über das Schlachtfeld. Die Stellungen der Kontrahenten sind klar gekennzeichnet und ich wandere auf den Spuren der Jakobiten von denen hier so viele ihr Leben gelassen haben. 

Und ein bisschen bescheuert komme ich mir dann doch vor als ich völlig ergriffen vor dem Gedenkstein des Fraser Clans stehe weil a. ist Jamie Fraser ja eigendlich nur eine fiktive Figur und b. wäre er selbst wenn er real wäre ja garnicht hier gestorben.. aber ein paar Blümchen muss ich trotzdem ablegen, für die Familie.. "Je suis prest"

Clan Fraser

Gleich in nächster Nähe kann man drei recht gut erhaltene Steinkreise besichtigen - kostenlos und ohne Touristenbusse. Die "Clava Cairns" waren Grabstätten und stammen aus der Bronzezeit. Viel weniger als die Tatsache das ich neben etwa 4000 Jahre alten Bauwerken stehe beeindruckt mich natürlich die Tatsache das sich Diana Gabaldon eben hier ihre Inspiration zu den Steinkreisen im Roman geholt hat ;-)

Eine hohe Passtraße bringt mich in Richtung meines nächsten Stops. Ballater im Cairngorm Nationalpark und hier ist alles ein bisschen "royal". Royal Deeside wird die Gegend genannt, Royal Lochnagar ist die Destille die es zu besuchen gilt, selbst der Pub vor Ort trägt ein Royal im Namen. Warscheinlich weil die Queen gleich nebenan Ihren Sommersitz hat. Warum ich Ihr einen Golfball geklaut und quasi den Kopf abgeschnitten habe könnt Ihr in meinem Blog nachlesen.. 

Blog
 Die Gegend ist wirklich schön. Viel Wald, Berge und Täler durch die sich Flüsse winden - hier könnte ich es durchaus ein paar Tage aushalten. Aber es gilt einen Zeitplan einzuhalten und ich mache mich auf den Weg in Richtung Küste.
Mein erstes Ziel ist Dunnottar Castle bei Stoneheaven, die einst sicherste Burg in ganz Schottland.
Dunnottar Castle
Auf einem mächtige Hügel direkt am Meer und nur über einen schmalen Pfad erreichbar galt die Festung einst als unbezwingbar und ist mit ihrer bewegten Geschichte eine der faszinierendsten Ruinen Schottlands. Hier setzte William Wallace eine Kapelle voller englischer Soldaten in Brand und weil Dunnottar der sicherste Ort des Landes war, wurden die schottischen Kronjuwelen hier aufbewahrt. 
Dunnottar Castle

167 Menschen waren hier einst elendig eingekerkert, weil sie sich weigerten, ihrer Religion abzuschwören. 

Schon der Anblick der imposanten Festung von weitem ist großartig und der Weg über den (heute nicht mehr so beschwerlichen) Pfad in die Ruine lohnt sich. Eine geführte Tour gab es nicht aber viele Informationstafeln und die Möglichkeit sich in den meisten Gebäuden frei zu bewegen.

Der Abstecher hat sich absolut gelohnt und ich entscheide spontan einfach weiter an der Küste entlang zu fahren und - es regnet nicht !


St. Andrews Golfplatz

Mein nächstes Ziel ist die Grafschaft Fife und der royale Rasen von St. Andrews. Wer auch immer in seinem Leben einmal mit dem Golfsport in Kontakt gekommen ist kann sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen einmal die Wiege des Spiels zu besuchen. Wer, wie ich, grade mal eben eine "Platzreife" vorweisen kann hat in der Regel NULL Chancen den Platz überhaupt zu betreten, aber Sonntags darf auch der "normal Sterbliche" einen Spaziergang über einen Teil des Geländes machen. Das Besucherzentrum hat sich ziemlich gut auf zahlungskräftige Touristen aus aller Welt eingestellt und ich erstehe einen Golfball der eigendlich aus Silber sein müsste um den Preis zu rechtfertigen. Vielleicht kann ich ihn ja irgendwann einmal der Queen geben als Ersatz für den, den ich ihr geklaut habe - aber das ist eine andere Geschichte..

Die Stadt St. Andrews bietet tolle Ausblicke auf die Nordsee und gefällt mir gut mit ihren historischen Gebäuden. Ähnlich wie in Edinburgh gibt es hier durch die Universitäten zahlreiche Veranstaltungen und viel Leben.

Wallace Monument

Ich übernachte im "Old Manor Hause" etwa 20 Kilometer entfernt. Nur noch zwei Stops habe ich auf meinem Plan denn am nächsten Abend soll mich die Lufthansa wieder nach Hause bringen. Meinen Preisvergleich diverser Airlines hat, nachdem ich alle Angebote inclusive Gepäck verglichen habe, wie schon so oft dann doch wieder unser Kranich gewonnen. Da mein Abflug am späten Nachmittag ansteht, bleibt mir noch genug Zeit das "Wallace Monument" zu besuchen. Die Geschichte des "Hüters Schottlands", der es als Bürger niederen Adels zum Ritter und später zum de facto König gebracht hat ist spannend und spätestens nach "Braveheart" möchte doch eigendlich jeder einmal mit Mel Gibson "FREIHEIT" schreien. 

Das Monument ist ein interessantes Bauwerk und man atmet in den dicken Mauern den Stolz der schottischen Nation. 

Über drei Stockwerke, die man nur über eine gewundene, schmale Treppe erreichen kann wird die Geschichte anschaulich dargestellt und vom Dach des Monuments hat man einen grossartigen Blick in die Landschaft. Das ich die gewundenen Treppen mit klapprigen Beinen und leichter Schnappatmung auch wieder hinunterklettern muss macht den Besuch für mich persönlich zu einem unvergesslichen Erlebnis ;-)


Lallybroch

Und dann darf ich noch einmal für kurze Zeit in meine "Outlander Welt" eintauchen. Ich besuche Lallybroch, das Zuhause von Jamie und Claire.. ich wandle auf den Wegen, schreite ergriffen durch das Eingangstor zum Gehöft und sitze auf der gleichen Treppe wie meine Freunde aus den Romanen.. schöön..

Allerdings muss man schon sehr ergriffen sein um in dieser Filmkulisse mehr zu sehen als eine marode Ruine. "Lallybroch" heisst im echten Leben Midhope Castle und ist ein ziemlich zerfallener Kasten. Schade.. hätte ich Millionen auf dem Konto würde ich es kaufen und für alle Serienfreaks zu einer Gegegnungsstätte machen - bei mir müsste man auch mitten in der Botanik keine umgerechnet 8 Euro Parkgebühr zahlen, versprochen ! 

Gut drei Stunden später sitze ich im Flieger über der Nordsee. Hat es sich gelohnt ? Ja, definitiv ! Schottland ist absolut eine Reise wert. Um mehr vom Land zu sehen und geniessen zu können sollte man allerdings mindestens zwei Wochen einplanen und auch ein ordentliches Budget. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, insbesondere in den touristischen Zentren. Gutes Kartenmaterial ist wichtig, ausreichend Schuhe zum Wechseln.. und Mückenspray ;-)

Du willst auch auf eine Tour durch die Highlands gehen ? dann plane auf jeden Fall genug Zeit für diese fantastische Stadt ein..

Edinburgh
Share by: