die BokBus Tour

in der Nähe von Paarl, im Weinland, denn dort war ich bei Freunden zu Gast.
Die Route stand fest.. über die berühmte Route 62 sollte es in die "Straußenhauptstadt" Outshoorn gehen, anschließend durch die ..Berge an die Küste, den Addo Elefant Park besuchen, der Tsitsikamma Nationalpark stand auf dem Programm und der (optionale ) Aufenthalt in einer 4 Sterne Wildlodge. 
Den genauen Reiseverlauf findet Ihr hier..
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Beim Einsteigen in den Kleinbus stelle ich zu allererst einmal erfreut fest das ich nicht die Älteste an Bord bin. Neben zwei jungen Damen aus Belgien sind noch eine weitere Deutsche, ein junger Mann aus Großbrittanien, eine Londonerin in meinem Alter und ein absolut süßes amerikanisches Ehepaar meine Reisegefährten für die nächsten 5 Tage. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde (während der ich mir natürlich keinen einzigen Namen gemerkt habe) starten wir in Richtung der berühmten Rote 62.

Unser Fahrer und Guide ist ein netter Südafrikaner namens Glenn, der uns während der kompletten Tour zwar weder mit seinen geografischen noch seinen historischen Kenntnissen überzeugt, sich dafür aber als unheimlich lustiger und sicherer Fahrer erweist - man kann nicht alles haben.

Wir sind mit einem kleinen Budget unterwegs.. die jungen Mädels schlafen in Schlafsälen in unseren

Unterkünften - wir, die etwas ältere Generation konnte sich alternativ für Einzel- oder Doppelzimmer entscheiden. Ich habe mir ein Einzelzimmer gegönnt und war ab und an auch sehr dankbar für ein bisschen Privatsphäre und einen ruhigen Rückzugsort.

Unsere Fahrt führt uns entlang der längsten Weinstraße der Welt. Die Tagesstrecke ist lang und bietet genug Gelegenhiet sich mit den Mitreisenden bekannt zu machen. Neben mir sitzt Maria, eine entzückende alte Dame aus den USA die sich mit ihrem Mann Peter ihren Lebenstraum erfüllt, alle Kontinente (noch einmal) zu bereisen. Ihr Budget ist klein, ihr Herz riesengroß und zum Ende unserer Tour wird sie noch über sich selbst herauswachsen.

Unser erster Stop bringt uns zu Ronnies Sex Shop - einem kultigen Rasthof inmitten der Kleinen Karoo.

Ronnie, der zu unserem Besuch persönlich hinter der Theke stand, hatte vor vielen Jahren die großartige Idee an einer der bekanntesten Reiserouten einen Kiosk mitten im Nirgendwo zu eröffnen. Leider war er nicht sonderlich erfolgreich.. die Gäste konnte man an einer Hand abzählen und Ronnie war kurz davor aufzugeben. Einer, oder mehrere seiner Freunde pinselten schließlich nachts zwischen seinen leuchtend roten "Ronnies Shop" Schriftzug das kleine Wörtchen "Sex" und plötzlich rollte der Rubel. Nach einem Bordell oder einem Sexshop sucht man natürlich nach wie vor vergeblich aber das hält die Besucher der Kult-Kneipe nicht davon ab den Gastraum mit Unterwäsche und persönlichen Gegenständen zu dekorieren.

Hunderte von BH´s baumeln von der Decke, die Wände sind gepflastert mit Visitenkarten. Die ein oder andere Autogrammkarte steckt neben Crewausweisen, Schüler-Monatskarten oder Vereinsaufklebern. Nebenbei gibt es eisgekühlte Getränke, Burger und natürlich jede Menge Merchandise im Stil von "ich war hier".

Unser Tagesziel, das beschauliche Städchen Outshoorn war früher einmal eine glänzende Metropole. Straußenfedern wurden in Gold aufgewogen und die vielen Straußenfarmen waren wahre Goldgruben. Heute wird der Strauß hauptsächlich wegen seinem hervorragenden Fleisch und seinem feinen Leder gezüchtet.

Unsere Unterkunft im Straußenland ist ein nettes Backpacker mit einem wirklich hübschen Garten, einer gut sortierten Bar mit absolut zivilen Preisen und mein Einzelzimmer künnte durchaus eine kleine Familie beherbergen. Alles bisher besser als erwartet..

Auf der Weiterfahrt besichtigen wir eine der zahlreichen Straßenfarmen. Von mir erstmal als potentiell gefährlich eingestuft entpuppen sich die domestizierten Strauße als gutmütige, um nicht zu sagen etwas dümmliche Tiere. Die Tatsache das das Auge eines Straußes größer ist als sein Hirn erklärt einiges..

Die Besichtigung ist interessant, die Gruppe wächst durch die gemeinsamen Erlebnisse zusammen und wir freuen uns au den nun anstehenden Besuch der Cango Caves - der größten Tropfsteinhöhle Südafrikas.

Und sie ist wirklich sehenswert, die Höhle. Die Besichtigung ist gut organisiert und wir werden zum ersten mal von unserem Tourguide überrascht, der unerwartet in einer der großen Höhlen die Nationalhymne anstimmt. Viele der zahlreichen Besucher fallen spontan mit ein. Die vielen Stimmen bilden einen großen, improvisierter Chor und mir stellen sich die Nachenhaare auf - großartig !

Der Addo Elefant Park ist unser nächstes Ziel.

Über die Outeniqua Berge erreichen wir Wilderness und ich bin schockverliebt ! 

7 Kilometer fast menschenleerer Strand, nette Lokale, Lagunen und das alles umgeben von Grün, viel Grün.. fast schon ein Urwald umgibt den Wilderness National Park.

Und wie schon so oft steht ein Entschluß fest, hierher komme ich wieder.

Zwei Jahre später war ich für einen längeren Aufenthalt wieder da und auch das wird sicher nicht der Letzte sein.

Zurück zum Addo..

Unsere Unterkunft ist auch hier viel besser als ich es erwartet hatte. Wir kehren auf einer nahe dem Park gelegenen Zitrusfarm ein (Avoca River Cabins). Mein Zimmer ist geräumig, blitzsauber und das gemeinsame Abendessen ganz hervorragend. 

Der Addo Elephant Park ist natürlich ein beliebtes touristisches Ziel und entsprechend auch ausserhalb der Saison gut besucht. Wahlweise kann man an einer geführten Tour teilnehmen oder alternativ mit dem eigenen Fahrzeug den Park erkunden. Wir sehen viel auf unserer Tour.. Springböcke, Kudus und Kaffernbüffel aus der Ferne, schöne Landschaften und ganz am Ende der Tour sind sie plötzlich da - die Elefanten. Eine ganze Herde inclusive einiger Jungtiere und ganz nah.. so nah, das Glenn, unser Guide auch einmal recht heftig den Rückwärtsgang einlegt.

Etwas später als geplant treten wir unsere Weiterfahrt in Richtung Tsitsikamma National Park an. Wir haben noch lange im Garten der gemütlichen Farm gesessen. Die ersten Fotos und Adressen ausgetauscht, uns gegenseitig in Facebook markiert und aus unserem "echten" Leben geplaudert..

Unser erster Stop im Park bringt uns auf die Bloukrans Bridge. Gut 450 Meter ist sie lang - viel Platz für ein paar tolle Schnappschüße in das wunderschöne Tal das sie überspannt - und imposante 216 Meter hoch. Hat jemand Lust auf einen Bungeesprung ? Hmm.. nein, keiner ist bereit sich hier an einem Gummiseil in die Tiefe zu stürzen.

Ungefähr 300 km² unfasst der Park und erstreckt sich den dem beliebten Badeort Plettenberg Bay nach Osten in Richtung Port Elizabeth. 

Wer kurz vorher die Kleine Karoo durchfahren hat, also quasi aus der Halbwüste kommt fühlt sich zurück an der Küste auf einen anderen Kontinent versetzt. Wild ist die Landschaft hier, zerklüftet, mit wasserreichen Flüssen und schattigem Urwald. Wir biegen von N2 ab und steuern die Mündung des Storms River an. Whow ! Wir werden von schäumender Gischt begrüßt und freuen uns auf eine kleine Wanderung zu einer Aussichtsplattform. Der Weg ist gut angelegt, lohnt sich ohne Frage und ist auch für Maria, unsere süße kalifornische Lady gut zu bewältigen. 

Bis wir nach gut der Hälfte der Strecke vor einer langen Hängebrücke stehen die es zu überqueren gilt um am anderen Ende weiter zu wandern. Maria hat Höhenangst, und zwar gewaltig. Das die Brücke merklich schwingt und sich unter uns nur eiskaltes Wasser befindet macht es nicht besser.  Zwei unserer Truppe bieten sich an den Rückweg mit Maria anzutreten doch die alte Dame überlegt. Was hat sie noch zu verlieren ausser Ihrer Angst ?

Hand in Hand überqueren wir die schaukelnde Brücke. Mit vielen Stops. Zum Atmen für Maria, zum Fotografieren für uns - aber wir schaffen es ! Hin und auch wieder zurück und spätestens jetzt sind aus einer zusammengewürfelten Reisegruppe Freunde geworden.

Der bewegendste Augenblick meiner Reise war der Moment in dem Maria ihrem Mann, der aufgrund einer Gehbehinderung im Restaurant auf uns gewartet hat, von ihrer Heldentat berichtete. Kopfschütteln und ungläubiges Staunen, das erst nach unserer begeisterten Bestätigung und erbrachten "Fotobeweisen" in ein stolzes Lachen überging..
Die beiden hatten Tränen in den Augen
- ich auch.

Wir übernachten in einem modernen Backpacker im nahegelegenen Storms River Valley und brechen am Morgen auf in Richtung der Garden Route Game Lodge die als Highlight der Tour angepriesen wird.

Unterwegs haben wir die Möglichkeit einen der zahlreichen Wildparks zu besuchen. Spazierengehen mit Elefanten hatte ich schon und eingesperrte Großkatzen machen mich traurig, also entscheide ich mich gegen den Elephant Park und die Big Cats Sanctuary für den Besuch von "Monkeyland". Das etwa 12 ha große Waldgelände beherbert eine Vielzahl putziger, entspannter Äffchen. Die Führung mit einem (auf Wunsch deutschsprachigen) Guide ist professionell und informativ, die Tour lohnt sich.

Von unserem nächsten Ziel, der Garden Route Game Lodge war ich so mega begeistert, dass ich ich sie mittlerweile mehrmals besucht habe. Da stimmt wirklich alles. Leider ist sie recht hochpreisig und deshalb war es für uns als Teilnehmer einer Bus-Tour um so überraschender dort zu übernachten. Mittlerweile wird die Lodge als "Tourbaustein" angeboten und ist zuzahlungspflichtig - aber es lohnt sich.

Die Zimmer sind riesengroß, das Restaurant bietet ein erstklassiges Buffet und - was für mich ausschlaggebend ist - die Game Drives (Safari-Fahrten) sind top. Die Guides richtig gut ausgebildet, absolut professionell und die Lodge bietet die Möglichkeit in malariafreier Umgebung die "Big 5" zu sehen.


Sie war lang, unsere letzte gemeinsame Reisenacht.  Selbst nach einem verspäteten Dienstschluß der Bar wurden noch die Erlebnisse auf unserer Tour debattiert und direkt weiter geplant. Wer die Möglichkeit hatte verabredete sich für weitere Unternehmungen in und um Kapstadt in den nächsten Tagen. Diejenigen deren Urlaub am nächsten Tag zu Ende sein würde wurden ausgiebig bedauert. 

Ich habe gleich zwei meiner Vorurteile abgelegt. Gegen Backpacker und Hostels in Südafrika (nirgendwo anders kann man in entspannter Atmosphäre so preisbewusst "Multikulti" erleben) und gegen Gruppenreisen. Denn bei all den spektkulären Landschaften und der beeindruckenden Tierwelt bleibt eins doch immernoch am spannendsten - die Begegnung mit anderen Menschen.


<-- die Damen unsere Gruppe inclusive Maria nach dem Überqueren der schwingenden Brücke


Du magst mehr über den schönsten Ort meiner Rundreise erfahren ? dann komm mit nach..

..Wilderness
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